Rudolf Bachfeld (Wiesbaden) |
"Wie würden Sie
reagieren, wenn Ihr Versorger Ihnen das 10-fache und mehr Ihres bisherigen
Wasserverbrauches in Rechnung stellt, nur weil eine offensichtlich fehlerhafte
Wasseruhr dies ermittelt hat?". So
etwa geschehen in Wiesbaden, wo einem Verbraucher statt der bisherigen 100 -
120 m³ stattliche 68.000 (!!) berechnet wurden und er dafür jeweils
vierteljährliche Vorauszahlungen in Höhe von 60.000,-- € leisten sollte.
"Dies entsprach bei seinem Bedarf der Menge für die nächsten 560
Jahre!" Klar und direkt wendet sich Rudolf Bachfeld, derzeitiger
Arbeitskreisvorsitzender des Deutschen Konsumentenbundes, an seine zahlreichen,
gespannt und fassungslos lauschenden Zuhörer im Dorfgemeinschaftshaus des
Borkener Stadtteils Kleinenglis. Dorthin hatte Nordhessens wohl größte
Bürgerinitiative alle interessierten Bürgerinnen und Bürger aus Borken (Hessen)
und Umgebung sowie Vertreter ortsansässiger Vereine und Verbände Donnerstag,
den 30. Oktober 2014, 19.00 Uhr, zum diesjährigen jedermann zugänglichen Informationsabend
eingeladen.
Monopolartige Zustände
Rudolf Bachfeld, Verfasser
des Schwarzbuches Wasser, streitet vehement für einen fairen und maßvollen
Umgang mit dem unverzichtbaren Lebenselixier. Sachkundig erläutert er das
Zustandekommen eines Rollensprungs, Hauptverursacher für unerklärlich hohen
Verbrauch und macht auf die Folgen aufmerksam. Er berichtet vom Vorhandensein
tausender überdimensionierter Zähler und überhöhten Mieten für die Armaturen
sowie über wohl bewusst vorgenommene intransparente Abrechnungsgestaltung, um
so geschickt und schwer durchschaubar überzogene Preise zu kaschieren. Streitigkeiten
mit den Vertragspartnern, zumeist
kommunalen Anbietern, enden in der Regel vor den Gerichten, oftmals mit einem
für den Verbraucher unverständlichen und unbefriedigten Urteil.
Kulanzempfehlungen von Seiten der Gerichte bedürfen oftmals der vorherigen
Zustimmung der Versorger. Alles in allem ein nicht mehr zumutbares
unzeitgemäßes obrigkeitsorientiertes Prinzip, kundenunfreundlich dazu, zumal
die Beweislast im Allgemeinen der abnahmepflichtige Leistungsnehmer zu tragen
hat. Als keineswegs nachahmenswertes Beispiel dient die Sachsen-Metropole
Leipzig. Dort werden Abwasser und Trinkwasser aus den Komponenten Basispreis,
Mengenpreis mit Mengenstaffelungen und einem zusätzlichen Bereitstellungspreis
errechnet. Basispreis und Bereitstellungspreis ähneln so genannten Fixkosten
und können bei Bedarf im Sinne des Anbieters kurzfristig den Veränderungen
anpasst werden. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Auf Neutralität pochen
Der einem interessierten
Publikum aus Medienmagazinen wie MDR- Umschau bekannte Sachverständige,
Dipl.-Ing. Georg Hofmann aus Leipzig, kurzfristig aus Bad Wildungen angereist,
übernimmt verabredungsgemäß das Wort. Er macht in seinem Redebeitrag darauf aufmerksam,
dass für Ein- oder Zweifamilienhäuser durchaus auch Wasseruhren mit einem
Durchfluss von qn 1,5 den technischen Anforderungen entsprechen. Die Auswahl
der Armaturen unterliege allerdings als Eigentümer dem Versorger. Im Streitfall
– besonders bei unverständlich hohen Verbrauchsdaten – rät er auf Nachfrage, im
eigenen Interesse eine neutrale anerkannte Prüfstelle hinzuziehen. Der Versorger
könne allein keine verbindliche Lösung bestimmen.
Einnahmequelle "Regensteuer"?
Gerhard Maul (Haunetal) |
Entwicklung beobachten
Deutlich zufrieden beendet
der IVK-Vorsitzende Bernd Zuschlag die Veranstaltung mit den Schlussworten. Er
dankt den Referenten für ihr Engagement, allen Besuchern für das gezeigte Interesse
und ihr zahlreiches Erscheinen. Er appelliert, dem Verein weiterhin die Treue
zu halten und die eigene Sensibilität gegenüber kommenden Ereignissen zu
stärken. Die Interessenvertretung Klärwerk e. V. werde auch in Zukunft im
Rahmen ihrer Möglichkeiten alles unternehmen, um aktuelle Themen aufzugreifen,
zu kommentieren und die Bevölkerung von Borken (Hessen) und Umgebung mit Rat
und Tat auf dem Laufenden zu halten (hpd).
Borken (Hessen), 02.11.2014
Borken (Hessen), 02.11.2014
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